Reiseland: Deutschland, Sächsische Schweiz - Elbsandsteingebirge
Reiseart: Trekking 6 Tage, Tagestouren
Wann? 02.07.-10.07.2008
Wer? Kitty Hoffmann, Ralf Neumaier
Fotos? Ralf
Kurzbeschreibung: Trekking Krippen bis Schmilka über Stiege und Steige

Tourfoto 01
Das Schrammtor
Am Mittwoch den 02.07.2008 um 6:09 Uhr startete der Regionalexpress-Zug von Backnang nach Crailsheim. Es sollte ein heißer Tag mit rekordverdächtigen Temperaturen werden. Der Wagon war fast leer - die noch kühle Morgenluft breitete sich wegen eines offenen Fensters im leeren Großraumabteil aus. Es war eine holperige Fahrt - immer wieder stockte der Zug und hielt mit kreischenden Bremsen an - Wartende hielten sich die Ohren zu - das Beförderungsmittel war betagt. An den Stationen eilte eine genervte Schaffnerin am Zug entlang und fluchte laut "nichts funktioniert".Verspätung.
Es waren die Türen die nicht richtig eingerastet waren - The Doors.
In Fichtenberg saß eine junge Frau vorneübergebeugt am kleinen Bahnhofshäuschen - Erbrochenes zwischen ihren Beinen.. Am Bahnhof in Crailsheim Endstation um 7:30 Uhr. Nichts los. Deutschland im Hochsommer - heute komme ich über dich. Steinwolke. Zugvögel der Nacht... Die Gleisanlagen, überwuchert mit Gestrüpp, hatten schon lange nicht mehr rollendes Eisen gesehen. Es roch nach Eisenbahn und ausgasender Holzlasur. Die Sonne arbeitete sich am wolkenlosen Himmel nach oben als der schwach besetzte IC einfuhr. Eisenbahnexperten in der Sitzreihe mir gegenüber redeten und wetteten wie die Konstellation der Loks in Nürnberg sein würde. Kontrolle. Moderne Zeiten. Man löst sein Ticket übers Internet und druckt es zuhause aus - die Schaffner von heute haben Barcode-Leser dabei und geben den Fahrschein frei.
Tourfoto 02
Die Stiegen
Nürnberg. Der IRE war ein besserer Schienenbus - der Diesel wurde angeworfen. Manche Fahrgäste vertrieben sich die Zeit am Bahnsteig. Es ging los - in 4 Stunden sollten wir Dresden erreichen. Obwohl mit Literatur und MP3 ausgestattet erschien mir die unbekannte Umgebung viel interessanter als die migenommenen Lese- und Musikwerke.
Die Stadt Hof und das Vogtland rollten vorbei. Moderne Bahnhofe im Osten zeigten, dass Geld angekommen war. Ich suchte jedoch Merkmale der DDR bzw. Gebäude die ohne Renovierung mit altdeutscher Schrift versehen in der Sonne brüteten. Kombinatsgebäude in braunem Außengips, ziemlich verwahrlost, säumten das Gleisbett. So etwas wie Wachtürme waren an der Strecke entlang zu sehen - doch es waren nur Halter für die Mobilfunk-Baken.
Tourfoto 03
Schrammtoraussicht - Blick in die Tschechei
Kitty stieg in Freiberg zu. Als Proviant hatte sie noch warme Quarkkeulchen und sogar Apfelmus dabei, doch harrten wir noch etwas aus bis wir auf der Strecke Dresden-Schöna waren. In Dresden kämpften wir mit den DB-Automaten die passendes Geld verlangten - wir mussten einen Geldwechsel vornehmen um bezahlen zu können - dann stiegen wir in die S-Bahn nach Osten, die S-Bahn die eigentlich ein Panoramazug war. Wir bekleckerten unsere Finger und Klamotten mit Apfelmus und genossen die feine Mehlspeise. Königstein und die Bastei rollten vorbei, wobei das letztere nur eine gemauerte Brücke mit Aussicht ist. Hier war ich schon einen Tag mit unserem Betriebsausflug hängen geblieben. In Krippen stiegen wir mit unserem schweren Gepäck aus. Wasser je 2-3 Liter - zur Not im Gepäck. Uns brach in der Mittagshitze der Schweiß aus. Wo bitte geht's zur Fähre? Wir sammelten uns und gingen südlich des Bahngleises die Straße entlang bis wir die Fähre sahen die kurz vorm Anlegen war. Ein schmächtiger Mann wechselte mit uns über - eine seltsame Gestalt.
Der 2002er-Hochwasserstand war an vielen Häusern markiert. Kaum zu glauben - manche Erdgeschosse müssen komplett unter Wasser gewesen sein. Man kann wissen: Es gibt die 7 Geschwister-Häuser in Postelwitz am Rande der Elbe.
Tourfoto 04
Die Unterkunft
Wir stiegen am Ende des Dorfes einen markierten Wanderweg entlang - er führte hinter den Häusern des -Straßendorfes entlang - wir überquerten eine Straße die in den Nationalpark führte. Hier war ein Parkplatz entlang der Straße angelegt worden - man konnte noch umsonst parken, so schien es. Später begegneten wir 3 Pfadfindern ebenfalls mit schwerem Gepäck. Die Schrammsteine waren mein erster Kontakt mit dem Sandstein. Die Felsformationen waren grau, ausgewaschen und verformt, sogar Felsenbrücken hatten sich gebildet - Mutter Natur hat hier auf schöne Weise gestalterisch modelliert.
Wir gelangten zur Schrammsteinaussicht. Nur 2 Leutchen hatten sich hierher verirrt - es war später Nachmittag. Kitty erzählte von Wochenenden wo man an den Stiegen Schlange stehen musste um passieren zu können. In der Ferne Richtung Dresden waren die Festung Königstein und weitere Tafelberge zu sehen.
Tourfoto 05
Das Camp
Wir gingen den Gratweg, genauer Schrammsteinweg - nach Osten und drangen immer weiter in das Herz des Gebirges ein. Die Breite-Kluft-Aussicht eröffnete Ausblicke gen Süden und Osten. Im Sudosten war am Horizont ein Turm zu erahnen. Kitty hatte recht - es war der Fernsehturm einer größeren tschechischen Stadt. Über den Zurückgeh-Steig und oberhalb der Heiligen Stiege vorbei, gelangten wir zu einer markanten Kreuzung mitten im Wald. Das Hinweisschild einer Gaststätte auf dem großen Winterberg verhieß Essen und Trinken und Ausruhe. Doch war es gar nicht unser Ziel. Wir gingen noch einen halben km weiter und stiegen vom Reitsteig ab zu einer riesigen Bofe (Felsüberhang). Manche Bofen sind von der Nationalparkbehörde für Übernachtungen zugelassen - ein Verzeichnis gibt es allerdings nicht und soll es aus Naturschutzgründen nicht und nie geben.

Tourfoto 06
Blick nach Westen zur Heiligen Stiege
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Wir richteten uns für die Übernachtung ein und hatten Durst - es war einer der heißesten Tages des 2008er-Sommers. Die auf der Karte eingezezeichnete Wurzelborn-Quelle verhieß Erfrischung, Leider war die in Richtung des großen Winterberges gelegene Quelle nur feucht und sozusagen versiegt. Wohl oder übel machten wir uns auf den Weg nach Schmilka, der leider auf einer langweiligen Forststraße verlief. Gleich am Eingang des Ortes sprudelte das klare Wasser aus dem Brunnen und nebenan war ein kleiner Biergarten mit Getränkestand der von einem sehr netten älteren Mann betrieben wird. Eine Tafel verhieß Imbisskost, doch wir widerstanden und kündigten unser baldiges Kommen an. Und tatsächlich stiegen wir fast jeden Abend eine Stunde ab, um an das kostbare Wasser zu gelangen. Natürlich genehmigten wir uns dann auch mal Getränke und Chilly. Der Betreiber des Kiosk-Biergartens brachte sogar meine Postkarten die ich bei Ihm gekauft hatte nach Bad Schandau. In seiner Auslage gab es Rolf-Böhm-Karten. Diese 1:10.000-Karten sind das Maß aller Dinge, wenn es sich um topographische Genauigkeit in diesem Gebiet handeln soll. Farbig bunt ist es zunächst ungewohnt damit klar zu kommen, mit der Zeit jedoch schätzt man diese Gestaltung - die Karten sind übrigens von Hand gemalt!.
Tourfoto 07
Hentzschel-Stiege

Die wunderbare Eigenheit des einmaligen Felsengebirges ist die Mehrstufigkeit bzw. Ebenenbeschaffenheit die sich natürlich gebildet hat. Wenn man Rolf Böhrms Karten richtig lesen kann, so sind auf kleinstem Raum verschiedene Ebenen mit jeweils eigener Farbe eingezeichnet um die Landschaft leichter einschätzen zu können. Eine klassische Wanderkarte mit Höhenlinien und Maßstab 1:25.000 kann dies nicht abbilden.
Über den steilen Lehnsteig ging es mit 7 Litern Wasser auf dem Buckel zurück zur Bofe. Kitty erzählte von langen Nächten in Bofen zu DDR-Zeiten. Sie hat schon manche Winternacht unter Felsüberhängen zugebracht, sogar ihre ganze Familie ist bofenversiert, da im Klettervereinen organisiert. Immerhin sind die meisten Bofen so tief, dass man bei Regen einigermaßen trocken bleibt. Man benötigt also kein Zelt um die Nacht zu verbringen. Moskitos gibt es sehr wenige, da der Boden sehr sandig ist und Feuchtigkeit darin nicht lange vorhält. Klassische Nistböden für Insekten gibt es kaum
Wir machten in den darauffolgenden Tagen lange Tagestouren mit dem abendlichem Wasserholen in Schmilka oder Beuthenfall als Abschluss. Das letztere war unser Waschplatz den wir immer wieder aufsuchten um mit sich ins Reine zu kommen. Die Tageswanderer störten uns dabei kaum. Natürlich war die Brücke am Beuthenfall gut frequentiert, da man hier für 3 Euro parken konnte...die Freikörperkultur ist hier sowieso mehr verbreitet als bei uns im Westen, also was soll das bisschen nackte Haut.
Bericht Elbsandsteingebirge Teil 2




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