Reiseland: Deutschland, Gunzesrieder Tal
Reiseart: Trekking 3 Tage, Tagestouren
Wann? 04.10.-6.10.2008
Wer? Herbert Kraus, Ralf Neumaier
Fotos? Herbert, Ralf
Kurzbeschreibung: Trekking Hochgrat und Hörnerkette im Schnee-Herbst

Tourfoto 01
Aufstieg zur Gelchenwangalpe
Nach dem Tag der dt. Einheit, an einem Samstag, ging es vormittags los per Bahn von Backnang nach Nürtingen - verschnupfte Leute hinter und vor mir im Reisestress. Wie gewohnt wartete ich noch eine Viertelstunde am Nürtinger Bahnhof bis Hebbet mit seinem Silberling aufkreuzte - sodann machten wir uns auf den Weg zum Discounter und genehmigten uns anschließend Kaffee bei McCafe. Die Fahrt im VW-Passat war selbstredend kurzweilig und schwupp sahen wir durch den kalten Regennebel schneebedeckte Hügel und Berge als wir auf der Bundesstraße bei Sonthofen waren.
Vergeblich versuchten wir in der Sonthofener Tourist Info mehr über offene Hütten und Wegbedingungen zu erfahren - wir waren zu spät dran. So landeten wir im Sonthofener McCafe und schwätzten weiter - nur eben nicht über die vor uns liegende ungeplante Tour.
Tourfoto 02
Die Umkehr bei 1700m

Stattdessen eröffnete Herbert ehrfurchtsvoll, dass er nach Patagonien zum Trekken gehen werde - natürlich hatten wir noch mehr Gesprächsstoff..... Nach riesigem Kaffee und Süßwaren entschieden wir uns nicht weiter in Richtung Oberstdorf zu fahren, weil dort der Schnee in den noch höheren Bergen mit Sicherheit schwieriger zu bewältigen wäre als im Sonthofener Gebiet. Wir wollten zum Staufner Haus unterhalb des Hochgrats. Laut meiner alten Kompasskarte gab es Wanderwege die südlich der Nagelfluhkette vom Tal nach oben führten. So fuhren wir im Nieselregen das Gunzesrieder Tal entlang.
Trotz schlechten Wetters waren Leute zu Fuß oder per MTB unterwegs. Bei der Gunzesrieder Säge begann eine Privatstraße die mautpflichtig war. Unser Start lag ausgerechnet mitten im Mautgebiet, also machte ich mich am Mautautomat zu schaffen und verlor dabei 4 Euro im Münzenschlitz und fand 3 Euro am Boden - Glück im Regen. Wir fuhren nun weiter nach hinten ins Tal es wurde steil und die Straße war voll mit Schneematsch - nichts ging mehr auf der einspurigen steilen Waldstraße. Herbert fuhr rückwärts konnte drehen und wir stellten das Auto am Straßenrand fast am Abgrund an Büschen ab.
Tourfoto 03
Umgekehrt !
Wir wurden dabei von einer Radgruppe mit Moutainbikes überholt, denen wir etwas später wieder begegneten, da die Straße auch für Fahrräder zu glitschig und zu gefährlich geworden war... Wir packten im Regen nur im Schutz der offenen Passat-Heckklappe - wir waren also schon vor dem Loslaufen naß, bei 0 Grad! Im Schnee stapften wir die Straße hoch zur Scheidewangalpe auf 1317m. Es lagen ca. 15cm Schnee - Zeit für Gamaschen, denn es war klar, dass uns mehr Schnee erwartete. Es lag so viel Schnee, dass wir den Fortgang des Weges nur erahnen konnten. Wir benötigen viel Phantasie um beim Aufstieg auf plausiblem Gelände zu bleiben, schließlich hatten wir nur ca. 50m Sicht bei Schneegegriesel. Die Dämmerung brach über uns herein - wir kamen nur langsam vorwärts. Unterhalb der oberen Gelchenwangalpe erlebten wir den white-out. Es gab keine erkennbaren Konturen in der Landschaft - die Bäume und die Steilheit waren unserer einziger Anhaltspunkt.
Tourfoto 04
Nähe Wannenkopf

Schließlich erreichten wir mit viel Phantasie den verlassenen Bauernhof Untere Gelchenwangalpe (1600m) und rasteten kurz. Es war kalt geworden. Mit Stirnlampen zogen wir weiter, wobei es noch schwieriger wurde mit der Wegfindung. Der Kompass am Hals wies die ungefähre Richtung: nach Westen und nach oben. 20 Min. später gab uns eine Markierung an einem Baum im spärlichen Bergwald weiter die Hoffnung heil ans Ziel zu kommen. Falsch gedacht, der Weg war immer höher mit Schnee bedeckt und endete bald im Nichts. Wir staken hüfttief im Schnee. Es war klar, dass es zu gefährlich geworden wäre weiter in die unbekannte Dunkelheit mit steilem Gelände zu gehen. Schweren Herzens drehten wir also um - unsere erste Zielpleite. Auf dem Rückweg orientierten wir uns an den Fusstapfen die gerade noch mit unseren Stirnlampen erhellt werden konnten. Doch bald sahen wir bestürzt, dass diese teilweise schon mit Neuschnee bedeckt und nicht mehr zu erkennen waren - wir beeilten uns und gelangten etwas deprimiert nach 1 1/2 Stunden Abstieg zum Auto zurück. Wir hatten minus 3 Grad als wir um 21 Uhr eine Unterkunft im Gunzesrieder Tal suchten. Alle Schilder und Häuser die verheißungsvoll beleuchtet und beschildert waren, erwiesen sich als belegt. Das Otto-Schwegler-Haus war uns zu weit vom Parkplatz weg und jede Menge Autos standen schon unterhalb der Hütte. Ein Gasthaus unweit davon, lehnte unsere Aufnahme ab - junge angetrunkene Erwachsene begrüßten und verabschiedeten uns lautstark...
Tourfoto 05
Nähe Wannenkopf
Wir fuhren wieder talauswärts und gelangten nach Gunzesried und probierten das Gasthaus Goldenes Kreuz und hatten Gluck, dass eine Partie dort zur Übernachtung abgesagt hatte - so hatten wir doch noch eine Bleibe und sogar ein Abendessen gefunden. Wir waren die letzten Gäste die von der netten und schönen Bedienung bewirtet wurden. Der Wirt wußte Bescheid über die Chemie in Fanta, Cola und Sprite und empfohl stinknormalen Zitronensprudel, wenn es denn süß sein sollte.
Wie üblich nahmen wir unsere langen Daunensäcke zum Schlafen, da wie in fast allen Gästezimmern zu kurze Bettdecken bereitgestellt wurden. Am nächsten Morgen war das Fruhstücksbuffet durch die hungrige Radsportgruppe Ü60 fast leergefegt worden, doch bekamen wir Nachschlag und alles wurde gut, zumal an diesem klirrend kalten Morgen die Sonne in den Frühstücksaal schien.
Tourfoto 06
3-Bett-Zimmer im Berghaus Schwaben
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Auf zu neuen Taten! Also parkten wir am Südrand von Bolsterlang und wanderten den eintönigen Forstweg hoch zur Wannenkopfhütte. Dort lag noch Schnee und wir hatten die Aussicht auf Übernachtung. Wir genossen die Sonnenstrahlen bei Kaffee und Kuchen und sondierten per Handy die Übernachtungssituation bei den umliegenden Hütten, die fast ausnahmslos Privathütten waren und wohl keine Lust auf Überraschungsgäste hatten - bei Grasgehren war noch nicht saubergemacht worden und beim Hörnerhaus war eine geschlossene Gesellschaft...
Der Tag war noch nicht richtig alt - so machten wir uns zum Berghaus Schwaben - dort mussten wir uns schnell zum Abendessen fertig machen. Wir waren sauber aufgehoben und hatten Halbpension bei 42 Euro. Eine größere Gruppe junger Engländer übernachtete ebenso - lustig für uns zu beobachten wie manche Insulander das gute, aber für sie unbekannte Essen verschmähten. Der streng wirkende Hüttenwirt erzählte uns, das wir Glück hätten an diesem langen Wochenende spontan eine Übernachtung zu bekommen."Man ruft auch vorher an", war sein Kommentar dazu. Also dann doch wieder Zelt?
Tourfoto 07
Weiherkopf
Wir bemerkten die netten jungen Mädels aus Osteuropa die in der Küche und Gaststube mithalfen - leider mussten wir treulos am nächsten Tag weiterziehen und es blieb nur ein freundliches Winken. Wir zogen nach Norden über die Gipfel der Hörnerkette. Weiherkopf, Rangisw.Sigisw.Horn.
An der Bergstation der Seilbahn musste ich mit Hebbets Handy telefonieren, da meine ec-Karte verschwunden war. Die Tour war durch die Ungewissheit über den Verbleib der Karte etwas überschattet. Ich freute mich, dass das freundliche Personal und die Pächterin der Bergstation "Weltcup Express" mir kostenlose Aufklärungsversuche per Telefon gewährten. Mit Gelände-Tretrollern, d.h. mit Ballonreifen, brausten wir später ins Tal hinab und nahmen den Bus zurück nach Bolsterlang - aber erst als wir die Schuhe gereinigt und auf einer grünen Wiese geruht hatten...
Tourfoto 07
Gelände-Tretroller-Rennen
Unterwegs zurück erfuhr ich von Hebbet, dass sein Kumpel Gerhard die ec-Karte ausfindig gemacht hatte - sie war wie vermutet bei Aldi Deizisau verwahrt worden - wir holten sie noch am gleichen Abend ab. Der Kassierer hatte sie damals im Stress nicht an mich zurückgegeben und wir beide hatten es nicht bemerkt.

.Den geplanten Cafebesuch sagte ich wegen Kopfschmerzen ab - die Tour war vorbei.



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