Reiseland Österreich/Liechtenstein/Schweiz-
Reiseart: Trekking 5 Tage
Wann? 05.09.-09.09.2015
Wer? Ralf Neumaier
Fotos? RN
Kurzbeschreibung: Österreich/Frastanz- 3Schwestern - Pfälzer Hütte - Schesaplana Hütte - Lüner See
Karte: 1:50.000, Kompass Feldkirch-Vaduz Nr. 21,


Das Rätikon auf Wikipedia.
Tourfoto
Start in Frastanz
Pater PIO
Am sonnigen Mittwoch - zumindest scheinte in Stuttgart die Sonne - ging es los in Richtung Süden. Die Ausrüstung wurde mit Ach und Weh gepackt - das ganze am Tag nach der Rückkunft vom Meer wo im Haushalt sowieso alles durcheinander lag. Der 30 Jahre alte Lowe-Rucksack hielt das ganze Geraffel zusammen - einen Regenguss würde er ohne Schutzhülle nicht mehr überstehen, aber das Wetter war als mäßig bis supersonnig vorausgesagt. Kaum mit der S-Bahn in Stuttgart angelagt, so donnerte es im Gemüt: der Zug nach Lindau war abgesagt - er fährt heute nicht. Auf dem Bahnsteig war immerhin ein kompetenter DB-Mitarbeiter der die hilflosen Reisenden auf andere Züge verwies. Das Stellwerk in Kirchheim sei ausgefallen hieß es. Also ging es eine dreiviertel Stunde später mit dem EuroCity nach Ulm. Eigentlich hätte ich mit dem B-W-Ticket per IRE direkt bis Lindau fahren dürfen - nun trottelte der EuroCity im Sichtflug langsam die Alb hoch und blieb immer wieder minutenlang stehen bis die Signallage Freifahrt gab. Dann Umsteigen in den leeren IRE in Ulm. Wir passierten irgendwann den modernen Flughafen in Friedrichshafen.
Tourfoto
Funk + Hof
Jedenfalls kam ich mit nur einer Stunde Verspätung in Lindau an und löste das Anschlussticket ins Vorarlberg. Es empfiehlt sich der Automat da günstiger. Die immer voller werdende S-Bahn gelangte dann ca. eine Stunde später in österreichische Feldkirch. Ich entschloss mich aber in Frastanz zu starten. Ein mulmiges Gefühl sagte mir noch etwas zu kaufen - doch wo? Ein Bäcker hatte zu - nebenan ein Weltladen. Dort erfuhr ich, dass es den Laden schon seit fast 30 Jahren gäbe und dass deutsche Tatort-Schauspieler schon ihre Aufwartung gemacht hätten. Nun denn, ich kaufte jede Menge Süßes und bei der netten Fleischfachverkäuferin nur ein paar Meter weiter bekam ich Käse und Dauerwurst und einen Klaps auf die Schulter. Höhe: 494m.
1000 Höhenmeter lagen vor mir - es war 16 Uhr als ich den Heiligen in Frastanz passierte. Um 20 Uhr war Sonnenuntergang. Über steile, parallel zur Fahrstraße verlaufende Waldpfade stieg ich hoch nach Amerlügen, wo ich teilweise sogar auf hochdeutsch Wegauskunft bekam. Eine schöne braungebrannte Gärtnerin wies mich ein. Nun denn, überall dreckelten Frauen in ihren Vorgärten herum. Es war noch trocken aber dunstig, so dass der Blick ins Tal verwehrt wurde. Irgendwann kam der Wanderparkplatz zur Feldkircher Hütte. Im Wald wurde es kühl und ich fluchte
Tourfoto
Zelt Sarojaalpe
über das kühlende baumwollene Hemd am Leibe und über die schönen Wollshirts in meinem Schrank zuhause. Gut, dass ich immerhin den Icebraker Merino-Pulli dabei hatte den ich nun unerwartet früh einsetzen musste. An der Hütte auf 1204m angelangt, warteten im kühlen feuchten Außenbereich Schrannen und Aschenbecher auf Gäste. Keiner da. Licht brannte. Niemand war zu hören und zu sehen. Ich latschte nun weiter über die Amerlugaalpe wo mir die am Tisch sitzenden bärtigen Einheimischen versicherten, dass es vor Erreichen des Sarojasattels noch Wasser gäbe - ich war beruhigt. Weiter im Nebel. Ein alter Mann, seines Zeichens Jäcker und Almbauer, packte gerade seinen Jeep an der Sarojaalpe - ja, nach ein paar Metern sei eine Quelle, meinte er. Tatsächlich - ich tankte Wasser - es dunkelte und die zurückgelegten Höhenmeter reichten mir, so stellte ich das Zelt auf und freute mich auf ein warmes Abendessen. Premiere für das neue Taurus Ultralight XP. Es wiegt wenig, aber: hält es was der Hersteller verspricht? Ebener Untergrund wäre schon mal gut gewesen, es verzeiht keine Schräglage. So kann es leicht passieren, dass das Innenzelt das Aussenzelt berührt. Malheur, Malheur. Ich musste meinen Rucksack und die Umgebung mehrmals durchsuchen um zu glauben was passiert war: Hatte ich Hirni alle warmen Mahlzeiten zuhause liegenlassen und noch
Tourfoto
Trangia meets VauDe
dazu das Milchpulver. Was soll ich nun mit dem Liter Spiritus? Ich beschloss, Tee ohne Ende zu kochen und das Müsli am Morgen ohne Milch einzunehmen. Es regnete über Nacht - die Tropfen schlugen hart auf das silikonimprägnierte Außenzelt. Tropfen flogen ins Innenzelt. Undichtes Außenzelt oder Feuchtigkeit von innen? Jedenfalls war der gute Daunensack im Fußteil mehr als feucht. Ich trocknete den Sack am Morgen über dem heißen Trangia, da Brennstoff ja in ausreichender Menge vorhanden war. Auf jeden Fall verfluchte ich das Zelt und den unseligen Ebay-Kauf bei dem der Verkäufer das Zelt als neu anpries und sich im Nachhinein Mängel und Indizien für die Falschinformation offenbarten.. Ungebrauchtes Zelt! Von wegen!
Vom Wassermüsli gestärkt stieg ich im hellen Morgennebel nach oben. Im Zenit stob ab und zu der Dunst beiseite und blauer Himmel offenbarte sich und nährte die Hoffnung auf Fernblick und
Tourfoto
Hoch zu den Schwestern
Sonnenschein. Ich stieg nun nach oben, vorbei an den typischen Latschenkiefern. Die Baumgrenze war erreicht. Immer noch Wolken. Nun kamen Fels und ab und zu eine Leiter und ein paar Sicherungsseile. Dann war ich oben auf dem Gipfel der Drei Schwestern. Der Schweizer Säntis lugte aus dem Wolkendunst hervor. Jedoch unten, wo das Rheintal sein sollte, ertönte nur das monotone Verkehrsbrummen und man blickte hinab in diffuses Weiss. Schade. Also weiter auf dem Rätikon Höhenweg. Nun war ich im Fürstentum Liechtenstein. Am Garsellakopf mit 2105m Höhe nur ein weißer Betonpfeiler als Gipfelpunkt - keine Aussicht. An der Gafleispitz dann die ersehnte große Pause - in wechselnden Lichtverhältnissen. Wieder der Säntis über den Wolken und ein paar Schnellgeher pausierten ebenso, wobei einer sogar ein ausgedrucktes Höhenprofil von deren Wandertour studierte. Über die Via Alpina wanderte ich die Serpentinen hoch zum Alpspitzsattel. Der breite Aufstieg war mit neuem Geländer gesichert - offenbar ein Pilgerweg. Unten am Bargällasattel befand sich die Fahrstraße - ich nahm den gepunkteten Weg über die Alpa Richtung Süden - die richtige Entscheidung. Der Teerweg hinab in Serpentinen war wohl
Tourfoto
Schwester im Nebel
ausgeschildert - die Richtung zur Sücka-Hütte schien aber langweilig. Der schmale Kammpfad war interessanter - es tröpfelte von oben. Keine Sicht, obwohl manche Stellen des Kammes bestimmt tolle Aussicht geboten hätten. Sücka war nicht mehr weit - ich hielt nach ebenen Flächen im Wald Ausschau. Ein paar ebene Stellen gab es in Nähe eines Durchgangstores. In der Sücka fragte ich die mürrisch wirkende Wirtin nach einer Dusche. So eine Frage hätte sie noch nie gehabt, meinte sie ernüchtert. Dann eben nicht - diese unzufriedenen Mitfünziger-Sechziger-Frauen nervten. Also latschte ich weiter Richtung Pfälzer Hütte und suchte vor der Straßengabelung eine ebene Stelle am steilen Hang. Das dauerte und dauerte! Ich war rechts auf einen Kuhweg abgebogen. Die ebenen Stellen waren alle mit Fladen vermint. Aber irgendwann weiter oben in Nähe eines Jägerstands fand ich im düsteren nebligen Zwielicht ein Plätzle. Ich machte mich landfein und stieg abwärts über den Dreckweg zur Sücka - natürlich musste ich unterwegs Wegmarkierungen legen um im Nebel wieder zurückzufinden.
Tourfoto
Geheimer Ort bei Sücka
Die Wirtin auf der Sücka war wieder besser gelaunt und freundlich als ich den Leberkäs mit Spiegelei und Röstis bestellte. "Telephone Line" von ELO im Lautsprecher und andere Songs aus den 70zigern versüßten den Aufenthalt
Gut, dass ich die Wegmarkierungen gelegt hatte - es war stockdunkel.
Der Morgen war sonnig und ich tankte die Wärme und das Licht mehr als ausgiebig an diesem Osthang. Das Wassermüsli tat in dieser Umgebung auch gar nicht weh. Ich wanderte hunderte Meter oberhalb des Samma-Bachs auf dem 02er-Weg nach Süden. An einem Bach rastete ich und zog die Stiefel aus. Irgendetwas hatte mich an der Fusssohle geplagt. Nun kam heraus, dass ich zum Schneckenmörder geworden bin: ist das arme Tier des nachts in meinen Stiefel bis zur Schuhspitze gekrochen und hat quasi den Tod durch Fussdruck oder Fussgeruch erleiden müssen.
Tourfoto
Milchloses Müsli
Oben in der Pfälzer Hütte wollte ich nach 3 Tagen endlich eine Waschung genießen. Wieder eine mürrische angegraute Wirtin. Ich solle zum Klo, meinte sie. Dort geht eine Waschung eigentlich gar nicht. Was sollte das denn? Ich bot an, für den Waschraum bezahlen zu wollen. Dann schickte sie mich ums Haus zum Waschraum, ohne Bezahlung. Dort durfte ich das kalte Wasser auf Haut und Haaren genießen, aber ich war froh endlich wieder frisch zu sein und orderte gleich eine Schweizer-Rösti-Pfanne. Dampfend in der Pfanne bekam ich sie etwas später auf der sonnigen Terrasse serviert - alles war wieder gut. Die Sicht war genial. Die Hüttengäste trudelten langsam ein. Irgendwo beneidete ich sie ob der warmen Stube und des kleinen Geraffels. Eine Stunde wollte ich noch aufsteigen und
Tourfoto
Aufstieg Pfälzer Hütte
das klappte ganz gut. Nur noch ein Spätwanderer begegnete mir. Ich legte das Gepäck ab und suchte ein halbe Stunde und ärgerte mich später, dass ich nicht am ersten windstillen Ort geblieben war. Ich hatte gehofft, dass es nur während der Tag-Nachtwende windig sein würde. Falsch gedacht. Die ganze Nacht über wurde das Zelt durchgerüttelt. Beim Zeltaufbau neckten mich die Ziegen. Klar, im Heidiland sind Ziegen unterwegs.
Das Zelt überstand die Nacht ohne Tau. Ein strahlender kühler Morgen. Ich stieg ins Schesaplana-Reich und hatte vom Hochjoch (2353m) einen Wahnsinnsausblick nach Südosten. Am Salarjoch eine halbe Stunde später rastete ich und überlegte den Schesaplana zu besteigen um weiter über den Gletscher zur Mannheimer Hütte zu gelangen. Die Wanderer legten Klettersachen an, wobei mir versichert wurde, es würde auch ohne gehen. Doch mit dem schweren Gepäck stellte ich meine Leidensfähigkeit in Frage und entschied ich mich für den Lünersee als Tagesziel. Ich stieg ab zur
Blick nach Wester, Pfälzer Hütte
Schesaplanahütte (Schweiz) und kehrte dort auf der Sonnenterrasse, am einzigen Schattenplatz, ein. Es gab zur besten Mittagszeit leider nichts richtiges zum Essen, so musste ich mehrere Suppen bestellen und wanderte dann trotzdem hungrig weiter. Der Wirt nahm keine Übernachtungsgäste an, da ausgebucht. Die Hütte war nicht groß. Immerhin hielt sich das weitere Steigen in Grenzen, es ging sanft nach oben. Später hoch zum Lünereck wurde es steiler. Es war Samstagnachmittag und es kamen mir viel mehr Wanderer entgegen als die Schesaplana-Hütte fassen konnte. Wie's ihnen wohl ergangen sein mag? Gut, dass ich nicht auf eine feste Unterkunft angewiesen war. Auf der Alm südlich des Lünersees parkte ich das Zelt nach langer
Tourfoto
VauDe Taurus 2200m
Suche auf einer Kuhweide. Dort wo es eben war lagen leider Kuhfladen. So irrte ich 45 Min. umher bis ich eingermaßen glücklich und versteckt eine ebene Stelle gefunden hatte. Das Handy funktionerte auch wieder, da nur 200m weit entfernt, ziemlich anachronistisch, ein Funkumsetzer, mitten auf der Alm platziert, seinen Dienst versah. Am Sonntagfrüh wollte ich die erste Seilbahn nach unten nehmen um den Bus um 8:40 Uhr zu erwischen. Das klappte ganz gut. In der Douglashütte war sogar noch Zeit für Tee und Brötchen. Dort wäre ich am Vorabend nicht mehr untergekommen. Die Wanderer waren soger im Winterquartier untergebracht worden. Fischer verteilten sich um den See. Der Bus an der Seilbahn wurde zügig von Alfons durch das Brandner Tal nach Bludenz gelenkt. Auf der teils schmalen Straße mussten entgegenkommende PKWs rückwärts stoßen um dem drängelnden Bus Vorfahrt zu gewähren. Alfons wusste was er wollte und
Tourfoto
Hochjoch - Swiss-Blick
trieb den Touristen des Gegenverkehrs Schweißperlen auf die Stirn. Unterwegs stieg noch eine Meute Jugendlicher zu die eine Partynacht hinter sich gebracht hatten. Salatschüsseln und Schlafsäcke waren das Gepäck. Sie alle kannten den gutgelaunten Busfahrer und boten ihm von hinten schreiend Bier an. Statt Bier trollten sich 3 der Buben nach vorne weil ihnen durch die Kurverei schlecht geworden war. Auch mir ging es nicht mehr so gut. Jedenfalls konnte einer der Burschen irgendwann nicht mehr und es gab einen kurzen Stopp und alle lächelten - doch kam offenbar nichts Verdautes zum Vorschein. Die Einheimischen am Straßenrand winkten dem Bus samt Insassen zu - man kennt sich. Die Welt scheint hier noch in Ordnung zu sein. Höfliche Jugendliche mit Respekthaltung sind in den Städten eher eine seltene Spezies geworden. Pünktlich waren alle in Bludenz wo ich die S-Bahn nach Lindau erwischte. Es war Messe in Dornbirn -es füllte sich. Alle Fahrgäste waren sehr höflich und man fragte die Umsitzenden, ob ein Platz frei wäre. Kaum in Lindau fuhr ein fast leerer Zug nach Stuttgart. Ende und Aus.

Tourfoto
VauDe Taurus Ultralight XP
am Lünersee











Panorama-Fotos 16:9




oder zurück zur Begrüßung oder Startseite Startseite der Homepage