Reiseland: Deutschland, Schwäbische Alb
Ochsenwang-Bossler
Reiseart: 2-Tageswanderung
Wann ?: 11.04.2004
Wer: Frieder Wohlfahrt, Herbert Kraus, Ralf Neumaier
Kurzbeschreibung: Rundwanderung Ochsenwang - Ruine Reußenstein
- Bossler - Neidlingen - Ochsenwang (ca. 10h reine Gehzeit)
Morgens um 11 Uhr starteten wir am Wanderparkplatz vor einer Firma am Ortsrand von Ochsenwang. Am Volvo roch es verbrannt aus dem Hinterachsenbereich. Trotzdem strotzten wir vor Optimismus und zogen los Richtung Süden. Wir machten eine Schleife durchs schöne Schopflocher Moor.
Die Sonne lugte ab und zu zwischen den Wolken hervor - schätze es waren 4°-5°C. Am Waldrand beim Hosensäckle pausierten und vesperten wir. Wandergruppen zogen vorbei, Mädchen auf Pferden grüßten uns. Wir gelangten an den Trauf bei Gutenberg/Schopfloch und stiegen hinab zur Gutenberghöhle, die jedes Jahr bis Ende April geschlossen ist, um die Fledermäuse zu schützen. Ein gestylter Typ, ähnlich gutaussehend wie Hebbet, ließ sich am Höhleneingang, cool auf dem Geländer sitzend, "formatfüllend" fotografieren. Er wollte unbedingt "formatfüllend" abgebildet werden, was er immer wieder betonte, da der ergraute Fotograf mit dem Begriff nicht viel anfangen konnte und im heutigen digitalen Zeitalter mit der Kamerabedienung kämpfte. Schamlose selbstverliebte Egomania!
Wir stiegen hoch nach Schopfloch und kehrten ins Harpprechthaus ein,
wo wir mit unseren riesigen Rücksäcken bestaunt wurden. Die Käsesahne-Torte
war köstlich, wie auch der Käsekuchen. Wir füllten den
Wassersack und nahmen den kürzeren Schotterweg durch den Wald Richtung
Bahnhöfle. Der offiziell ausgeschilderte Wanderweg war wieder einmal
ein Teerweg, der einem Wanderer kein vollständiges Naturerlebnis bieten
kann. Die Alb ist leider durchzogen, von ganz vielen solcher Teer-Landwirtschaftswegen.
Wieder einmal ein Grund mehr im schnuckeligen Schwäbischen Wald
zu bleiben und dessen Pfade zu erkunden.
Am Wanderparkplatz Bahnhöfle sahen wir hinüber zur Burg
Reußenstein und Hebbet war im Digi-Foto-Rausch. An der Ruine seilten
sich am Felsen junge Pfadis ab, was nicht seriös aussah: ohne Helm
und ohne Abseiltechnik.... In Norwegen traf ich verrückte Pfadis,
die überhaupt nicht auf das rauhe Klima eingestellt waren und halb
krank geworden waren. Von einem Hüttenwirt wurde ich sogar gebeten
die Pfadfinderleitungen auf die Wissensmissstände hinzuweisen...
Wir besichtigten die Ruine, die sehr schön restauriert worden
war - wie bei allen Burgen: ein zugiges Eck und eine Wahnsinns-Sicht! Wir
beschlossen die Nacht im windgeschützten Wald zu verbringen. 1,5
km südöstlich der Ruine war in Frieders Karte vom Landesvermessungsamt
eine Schutzhütte eingezeichnet - bei Hebbets Kompass-Karte war gähnende
Leere. Nun ja, die Hütte war da. Sie war allerdings eine große
abgeschlossene Waldarbeiterhütte mit Glotzerle in einem Blumenbeet
und Geräteschuppen.
Gut war die überdachte Veranda mit Tischen und Bänken, so
dass wir bequem unser Abendessen - Ravioli in Käse-Sahne-Soße-
einnehmen konnten. Ein paar Leute kamen noch vorbei und schauten sich
um. Es kühlte nun stark ab in der Dämmerung. Schnell bauten
wir die Zelte, Hebbets Sierra Leone und mein Tadpole, auf. Dann gab's
Tee und Willsbacher Rosê aus der Flasche. Hebbets Mandelentzündung
hielt ihn nicht ab gut zu schlafen, während ich mal wieder littt und
wach war. Frieder hingegen schnarchte gleich drauf los als wir ihm eine
gute Nacht gewunschen hatten. Leider war der gute alte Ajungilak-Schlafsack
den ich ihm geliehen hatte nicht so warm wie ich gedacht hatte. Es war 2°C
in der Nacht und am Morgen gewesen: bei Feuchtigkeit und Nebel. Auch ich
hatte im Bergland-Kunstfaserschlafsack gefroren. Ab jetzt wechsele ich
zu Daune - bevor der Sargdeckel zuschnappt möchte ich erfahren, wie
es sich draußen in Daune schläft. Nach harter Nacht, dann auch
noch der Spruch von Hebbet, dass er doch nur mitgegangen sei, um zu sehen
wie ich mich ärgere! Zur Strafe musste er kurz darauf wieder hustend
seinen Schleim ausspucken.
Wir zogen los in den Morgennebel hinein - durch Wald, später
durch hügeliges offenes Gelände. Der Nebel lichtete sich als
wir den Weiler Reußenstein erreicht hatten. Scheiß Teerwege!
Erst später wurde der Weg zum Pfad - wir hatten den Albrand-Weg erreicht.
An einem Aussichtspunkt mit Bank pausierten wir und schauten hinab ins
Tal wo die nahe Hochspannungsleitung sich irgendwo bei Weilheim verlor.
Hebbet hatte Mel Gibsons Passion Christi gesehen - Anlass über Sinn
und Unsinn der Gewaltdarstellung zu diskutieren.
Maultaschen im Bosslerhaus, wo der Wirt uns neugierig beim Speisen zusah.
Naturfreundhäuser sind klasse! Immer trifft man nette Leute und die
Preise sind in der Regel vernünftig..
Frieder, unser Führer, leitete uns hinab nach Neidlingen und
weiter nach Hepsisau - auf dem Weg sammelte ein Kind mit Mama die gelben
Schlüsselblumen die gerade erblüht waren. In Hepsisau empfahl
ein netter Dorfbewohner den Weg durchs Zipfelbachtal hinaus zum Randecker
Maar zu nehmen. Man sollte auf die Einheimischen hören, so waren
wir uns einig, also taten wir wie geheißen. Es war tatsächlich
eine schöne Schlucht. Leider plagte mich die überreizte Achillessehne,
so dass sich der Genuß in Grenzen hielt. Oben im offenen Randecker
Maar, verglich Hebbet die Gegend mit Irland. Auf jeden Fall war es schön
dort oben, obwohl der Wind kühl blies und von der Sonne schon lange
nichts mehr zu sehen war und da war auch schon Ochsenwang. Und zurück
ging es nach Nürtigen, Stuttgart und Backnang.
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