Reiseland:Italien (Sardinien)
Reiseart: Trekking 2 Tage, Tagestouren
Wann? 17.3.-25.3.2007
Wer? Herbert Kraus, Ralf Neumaier
Fotos? Hebbet, Ralf
Kurzbeschreibung: Trekking Oliena bis Orgosolo; Küstenwanderungen

Tourfoto 01
Campingplatz am Hotel der Koop. Enis
Alles begann natürlich damit, dass Hebbet und ich endlich einmal wieder in die Natur hinaus wollten um die Grenzen des Menschseins und Anderes zu erfahren. Wir schwelgten von fernen Inseln und nahen Naturparks. Doch die Billigfliegerei verführte uns, so dass wir mit TuiFly zusammen für 140 Euro nach Sardinien buchten. Bevor wir am Flughafen eincheckten musste ich eine peinliche Szene ertragen, die sich beim Checkin ereignet hat. Der liebe Hebbet hatte fast 3 Kilo Übergepäck - Gott und Welt und die Zeitungen posaunen es in die Welt hinaus, dass Fluggäste mit Übergepäck bei Billigfluglinien gnadenlos zur Ader gelassen werden. Nun, vielleicht half Hebbets geprügelter Dackelblick, jedenfalls kam er ohne Zusatzgebühr in den Flieger.
Über verschneite Alpen düsten wir gen Süden - eine Kaltfront sollte laut Wetterbericht kommen und ganz Europa erfassen. Wir glaubten aber in Sardinien in Sicherheit zu sein - soo weit im Süden!
In Caligari verpassten wir den Linienbus der in die Großstadt Caligari fahren sollte. Der Busfahrer gab zu erkennen, dass erst ein Ticket im Flughafen gelöst werden musste bevor er uns mitnimmt. Eine deutsche schwergewichtige Großfamilie hetzte daraufhin in den Flughafen zurück und die Mitglieder versuchten jammernd und manche heulend am Automat ein Ticket zu ziehen. Der Bus ging uns durch die Lappen. Ein halbe Stunde des Wartens im Gras unter Palmen im lauen Wind war auch entspannend.

Tourfoto 01
Hebbet lernt Fliegen - Nuoro auf den Hügeln
In Caligari quälte sich der blaue Reisebus in den Hinterhof des Busbahnhofes. Wir sahen wild gestikulierende Italiener die aufgeregt die Busse einwiesen. Samstagnachmittag in Italien. Jugendliche standen sich gelangweilt die Füße platt. McDonald war Mittelpunkt des traurigen Bahnhofes. Wir latschten mit den riesigen Rücksäcken zur Touristeninfo im gegenüberliegenden Park. Die Dame konnte Englisch und stattete uns mit Reisematerial für Caligari aus. Ob der Name der kanadischen Stadt Calgary urspr. von Caligari herrührt? Weiß man's? Wir sinnierten den Werdegang der Reise. Ich hatte Karten- und Reiseführermaterial dabei. Wir entschieden uns mit dem Bus nach Nuoro zu fahren um dort weiter nach Oliena zu kommen. Um 15 Uhr ging der einzige Bus nach Norden. Und der fuhr fast ohne anzuhalten und ohne Toilette an Bord direkt nach Nuoro. Mir war mulmig zumute, da sich noch immer kein Benzin im Tank von Hebbets Brenner befand. Aber das Glück war auf unserer Seite - im Bahnhof von Nuoro gab es ein zerschlagenes Klo und außerhalb füllte mir ein freundlicher Tankwart Benzin ab.

Tourfoto 01
Aufstieg Monte Corrasi
Ein Bus führ gleich darauf nach Oliena. Wir waren in den Bergen - es war viel kühler als an der Küste. Oliena war weit - man sah es in der Ferne am Fuße der Berge schimnmern. Das Abendlicht verwandelte alles in eine unwirkliche Szenerie. Der Bus fuhr durch das enge Oliena - alle alten Dörfer sind eng - hupte sich durch enge Gassen und wir fragten uns wann aussteigen? Der Busfahrer sagte Ende und das war auch fast das Ende des großen Dorfes. Ich fragte eine ältere Frau mit Tochter im Mittelalter die gerade am Gartentor Ihres Hauses standen wo die Kooperative Enis sei. Sie zeigte den Berg hoch und fing ohne Luftzuholen mit der Erklärung auf sardisch an. Wir mussten wohl dumm dagestanden sein, das letzte Licht der Sonne im Antlitz, so dass uns die alte Dame in Ihren Fiat Punto einlud und nach oben beförderte. Auf halber Strecke ließ sie uns aussteigen, lehnte das angebotene Geld ab und fuhr mit ihrer Freundin zurück ins Dorf - das war Gastfreundschaft bzw. Hilfe in der Not.

Tourfoto 01
Aufstieg Monte Corrasi
In stockdunkler Dunkelheit stiegen wir eine Serpentinenstraße hoch und wetteten die Anzahl der Kehren bis zum Ziel. Nach einer Stunde, dann der Ort der Verheißung. Das Berghotel der Koop. Enis, welches von Arbeitslosen früher als Herberge für Schulklassen und Jugendgruppen errichtet wurde. Der Wachhund war lieb und bellte kaum und wir durften unser Zelt auf den paar freien Flächen des steilen Waldzeltplatzes am Haus aufbauen. Die Kellner in der Gaststätte war allerdings furchtbar stoffelhaft und ließ uns warten und bediente uns drittklassig. Null Sterne für dieses Verhalten...

Am nächsten Morgen, unserem ersten richtigen Tag, schien die Sonne. Wir ließen unseren Reisekrempel auf dem Platz und liefen uns mit wenig Gepäck warm. Oben in den Bergen blies es mächtig. Im baumlosen Bereich pfiff der Wind in Sturmstärke. Der Gipfel war in Sichtweite - wir hüpften querbergein über die Felsen und Steine nach oben. Im Windschatten des Gipfels machten wir ein Nickerchen. Sogar auf dem Weg nach unten an einer Ziegenschutzhütte schlief der geplagte Hebbet innerhalb von Minuten ein - na, wenn das so weitergeht würde es eine Schlaftour werden.
Tourfoto 01
Abstecher z. Punta Sos Nidos
Zürück am Campingplatz probierte ich die Duschen die stiefmütterlich von außen am Hotel zugänglich waren - sie waren warm und wir glücklich. Ich machte Pfannenkuchen von Globetrotter und wir tranken Tee zum Abschluss des Abends.
Am nächsten Tag packten wir das ganze Geraffel und stiegen aufwärte zum Monte Corrasi - es nieselte, wir legten unser Regengeschirr an. Eine Quelle in einem Schutzbunker am Wegesrand tauchte auf - wir lächelten über die 5 Liter die wir bisher getragen hatten und weiter tragen würden. Das Kartenmaterial war schlecht. Die Wege waren nicht eindeutig erkennbar. Ich verfluchte die Karte von 1990 die ich gerade bei Rainer Höh gekauft hatte. Wir drehten wieder um - Hebbets Stimmung sank beträchtlich. Einen anderen plausibleren Weg fanden wir als wir etwas weiter die Jeep-Straße hinab gestiegen waren. Der Weg ging in einen von Maccia überwucherten Pfad über. Später standen wir vor einer Wald/DreckWand wo es eigentlich hätte geradeaus gehen müssen. Wir folgten dem Pfad, machten etwas später Pause weil klar war, dass es so nicht weiter gehen würde. Es regnete Bindfäden. Ich fand meine Gartenschere im Gepäck und ging alleine und rucksacklos zurück um den richtigen Weg zu finden. Dabei schnitt ich mit der Schere den dornigen Weg etwas frei. Kaum später verstieg ich mich in den gleich aussehenden Barrancos (Schluchten) -man sah im Regennebel kaum 100m. Ich benötigte eine Weile um aus der Verirrung zum Pfad zurück zu finden, den ich an einer anderen Stelle wieder betrat. Ich war heilfroh wieder herausgefunden zu haben.
Tourfoto 01
Abstecher z. Punta Sos Nidos
Hebbet war auch nervös geworden, da die erwartete Zeit der Rückkunft überschritten worden war. Die Trillerpfeife hatte ich leider im Hauptgepäck zurückgelassen, so etwas passiert niur einmal Wir entschieden uns zum Rückweg zum Quellhäuschen und bauten das Zelt unweit davon auf eine ehemalige Hausruine. Es graupelte furchtbar - wir waren inzwischen klatschnass geworden. Wir müssten uns im Zelt in den Schlafsäcken aufwärmen. Es hatte 3 Grad und der Graupel wurde immer heftiger. Am nächsten Morgen lagen überall die Hagelkörner. Schnee auf Sardinien.
Es schneite, es graupelte - ich stellte mich auf einen Tag im Zeltl ein. Hebbet las sein Buch zuende und konnte es plötzlich nicht mehr aushalten, so mussten wir aufbrechen, was wir nach dem Mittagessen machten. Zwischen 2 Schauern bauten wir ab. Ich schob den Dreck aus dem Innenzelt und dachte es sei nun sauber, bis ich es ein paar Minuten später wieder scharren bzw. Putzgeräusche hörte...
Wir stiegen den ungewissen Jeep-Trail abwärts und kamen auf die Verbindungsstraße zwischen Oliena und Orgosolo. Die Schneeflocken fielen auf uns herab - wir entschieden Richtung Orgosolo zu gehen. Nach einer Stunde schnellen Marsches stellte sich leider heraus, dass wir noch unendlich weit von Orgosolo entfernt waren - und nun auch von Oliena. Es war nun offenbar, dass ich unseren Standpunkt beim Erreichen der Straße falsch eingeschätzt hatte.
Tourfoto 01
Abstecher z. Punta Sos Nidos
Alle 10 Minuten kam ein Fahrzeug vorbei. Die Straße führte in Schlangenlinien einen Pass hoch. Ein verlassenes Haus am Pass. Wir redeten über die Katze auf dem h. Blechdach und Dejavu.
Auf der Karte sollte schließlich ein See kommen, doch nur eine Brücke führte um begrüntes Anbauland. Auf dem Wanderführer von Rother war ein Abkürzung hinauf nach Orgosolo eingezeichnet. Wir pausierten am Straßenrand - es zog plötzlich furchtbar kalt von irgendwoher. Ein paar Trampversuche und ein alter klappriger Pritschenwagen nahm uns mit hoch.
Tourfoto 01
Punta Sos Nidos 1348m Blich nach Nordosten
Der ältere Mann redete nicht viel im verstaubten Innenraum. Es dauerte noch eine Viertelstunde bis wir oben waren. Uns wurde klar dass wir noch Stunden gebraucht hätten um nach Org. zu kommen. Das Bergdorf lag unter eiskaltem Wind. Nach dem Ausstieg verblies es uns. Wir suchten das le petit hotel. Ein paar Passanten unterwegs zeigten und brachten uns. Keine Touristen. Wir hatten Glück, dass wir aufgenommen wurden. Dusche und Ausrüstung trocknen. Im letzten Abendlicht sahen wir die Murales an den Hauswänden. Politische und künstlerische Graffiti.Wir waren die einzigen Gäste in einer Pizzeria.


Bericht Sardinien Teil 2
Fortsetzung Fotos Sardinien Teil 3
Fortsetzung Fotos Sardinien Teil 4




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