Reiseland:Großbritannien, Yorkshire Dale, Pennine Way
Reiseart: Trekking 5 Tage, Tagestouren
Wann? 03.03.-09.03.2008
Wer? Herbert Kraus, Ralf Neumaier
Fotos? Hebbet, Ralf
Kurzbeschreibung: Trekking Hebden Bridge bis Malham
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Eiskalter Zeltmorgen in Hebden Bridge
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Dieses Jahr wollten wir mal wieder mit dem Flieger weg - das überraschend kalte Sardinien vom Jahr zuvor zog uns nicht mehr an, so
entschieden wir uns für den Großraum Manchester mit seinem nahegelegenen berühmten Fernwanderweg "The Pennine Way".
Hier war wenigstens klar, dass wir um diese Jahreszeit todsicher nass, frieren und zähnklappern würden. Wie eine
gute Freundin sagte: Ar....abfrieren in Manchester. Immerhin kamen wir für 60 Euro die Nase dorthin und wieder zurück - billiger
als zum Bodensee vermutlich, aber eben mit dem Nachteil des Abfrierens vom....
Das beste war natürlich, dass mein Freund Hebbet pünktlich zum Abflug krank wurde und vermutich deswegen eine gehörige Verspätung
zum Treffpunkt am Flughafen mitbrachte. Nun, ich glaubte einen Film zweimal zu sehen, als Hebbet feststellte, dass wieder mal zuviel Übergepäck
an Bord war... Klappe "Hebbets Einchecken" die zweite...
Aber der Einchecker war ein Mann mit Herz, und alles ging gut. Auch die Sache mit dem Brennstoff löste sich in Wohlgefallen auf.
Wieder mal im Boarding-Saal jede Menge gut aussehende Frauen die handyverliebt telefonierten. Manchester ist Mode- und Musikmetropole.
Jedenfalls kamen wir mit etwas Verspätung vom dunklen abendbeleuchteten Stuttgarter Flughafen los, und hörten über die Lautsprecheransage
vom Schneegestöber und Frost in Manchester.
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Hebden Bridge - Hebbet hofft auf ein trockenes Zelt
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Leider war dieses so mit der Wettervorhersage nicht besprochen und wir mussten doch ziemlich enttäuscht damit zurecht kommen. Der kranke
Herbert blickte nicht gerade glücklich darüber in die nasse dunkle weisse Welt unter uns. Es war geplant gleich auf den
Wanderweg zu kommen, d.h zu zelten. Natürlich mussten wir erstmal am Flughafen Wasser tanken.
Der Zug von Viktoria-Station um 21:19 Uhr ging uns raus.
Wir schlugen mit Umherrirren in der nächtlichen Stadt die Zeit tot. Das Riesenrad an der Shopping-Mall drehte sich ohne Gäste...
Im Klo von Viktoria war es wider Erwarten sauber und wir tankten nochmal Wasser.
Gut in Britain sind die fast immer kostenlosen und sauberen öffentlichen Toiletten. Bei uns wären diese Klos von Perversen besetzt gewesen,
stehend im
Uringestank... . Aber es gibt noch mehr Vorzüge in Britain, später mehr.
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Aufstieg von Hebden Bridge
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Der Zug nach Hebden-Bridge war alt, kalt und laut. Eine leichte Schneedecke wurde im Licht des vorbeifahrenden Zuges sichtbar
Nach 50 Min Fahrt waren wir am Ziel, es war 23 Uhr und es hatte aufgeklart. Der klirrend kalte und feuchte Wind war enorm sch...wierig
aber wir kämpften uns entlang der Hauptstraße durchs nächtliche Hebden Bridge. Ein kalter Fluss neben der Straße ließ erahnen,
dass es ein ganz nettes Städtchen war... eine Prostituierte lachte, als wir in der Nacht mit riesigem Gepäck auf dem Rücken
an ihr vorbeilatschten...Hebbet hustete und hustete. Der Mann, der die Pillen nahm.
Jedenfalls fanden wir am Ortsausgang im Gebiet Charlestown in einem alten Park an der Hauptstraße einen ganz ebenen grasigen Platz zum
Nächtigen - der Bahndamm daneben.
Morgens um sieben war es hell - für den Besitzers des Geländes war die Welt allerdings mitnichten in Ordnung. Als ich ihm
durch die Zeltplane zurief, dass wir nur auf dem
Pennine Way sind, antwortete er, dass sei dann okay. Um zehn brachen wir in der Sonne auf und fanden einen Kilometer westlich den Einstiieg
nach oben. Toter Hasenkadaver auf dem Pfad - ich wurde an den schmerzlichen Verlust von Luise tags davor erinnert. Eva und ich hatten
den Raub mitten
in der Nacht mitbekommen. Immerhin konnte ich Wanda und Neppi retten...
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Longhorn-Rind blickt auf die andere Seite des Tales -
ganz klein das Stoodley Pike Monument (Turm)
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Jedenfalls wurde die Stimmung besser beim Aufstieg da es warm und sonnig war...aber oben, 100 Höhenmeter später, pfiff der Wind und wir
müssten den vorher abgelegten Windschutz wieder anlegen. Schafe, Weiden und Mauern über die wir klettern mussten sahen gut aus im
Sonnenlicht. Immerhin gibt es überall Steighilfen an den Mauern - schließlich sind es öffentliche Pfade und Wanderwege...
Diese Unzahl von Mauern aus Steinen ist phänomenal - ähnlich wunderlich wie der Bau der Pyramiden. Die Mauern sind kilometerlang, teilweise
so exakt übereinandergeschichtet, dass man keinen Tritt oder Absatz finden kann . womöglich haben Bretter geholfen? Es muss
jahrelange Arbeit gewesen sein, diese Mauern zu bauen.
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Oberhalb Hebden Bridge - im Hintergrund Stoodley Pike Monument |
Wir gelangten durch eine spärliche Ansiedlung weit auseinandergebauter Häuser. Ein Schild zeigt High Gate Farm Shop. Ich hörte auf Hebbet
sonst wäre ich weitergelaufen. Nach 200m ein Lädchen für Alles. Es war zu, man solle läuten, stand an der Wand - das taten wir. Die mittel
alterliche Ladenbesitzerin machte uns Tee, den wir allerdings draußen am Picknicktisch einnehmen mussten. Dazu gab es ein Ingwer und Vanille
stückle. Ein Bach floss unter dem Haus durch. Wir nahmen von dem Wasser...
Ein Jeep hielt nah dem Laden, er hatte eine riesige CB-Funk-Antenne auf dem Dach. Der verwahrloste dicke Fahrer nahm unseren Hinweis der
Klingel entgegen - offenbar war er auch fremd? Beim Gehen wurde ich jedenfalls fast von dem Typ über den Haufen gefahren - Hebbet
hatte mit seiner genialen Menschenkenntnis schon im Laden geahnt, dass etwas nicht stimmt mit dieser Type und ging gleich weit
vom Straßenrand weg als sich der Jeep näherte..
Mir war das Glück hold und ich überlebte. Und leider begegnete uns dieser Depp Stunden später noch einmal...wieder auf der Straße...
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Schafe und Himmel am Pry Hill |
Wir stiegen wieder aufwärts und wanderten über die feuchte moorige Landschaft nach Norden und gelangten nach einer Stunde zum Gorple Cottage
wo ein Schild großzügigerweise Durchgang versprach. Unten in einer Schlucht am Graining Water eine Pause. Fruchtriegel und Trinken - die Sonne
machte sich rar, war im Sinkflug auf den westlichen Horizont zu. Unweit der Pack Horse Ranch gelangten wir auf eine verlassene
geteerte verkehrsarme Straße wo uns dann wieder der Jeep-ldiot begegnete. Auf dem Pennine Bridle Way (Reitweg) ging es weiter zu
Stauseen, die sich Walshaw Dean Reservoir nannten. Kurz vor 17 Uhr wurde immer noch gearbeitet, wie wir aus der Ferne bemerkten.
Wir tankten Wasser aus einem der zahlreichen Bäche. Der 1+2 Tag ist immer der härteste. Jedenfalls zog es wie Sau.
Ungefähr 300m vom 2 Damm
weg war etwas östlich ein altes Backsteinhaus mit Gerümpel darin. Es war ein guter Schutz gegen den eisigen Wind.
Hebbet musste sich gefallen lassen, dass ich bei diesen widrigen Verhältnissen im Zelt kochte, vermutlich kochte er innerlich....
Leider war Hebbet immer noch verstopft, so dass die eisige Nacht nicht gerade seiner Genesung diente, schließlich hatten wir morgens
Minusgrade im Innenzelt und mein Wassersack war gefroren - ich musste die Eisplatten darin.zerbrechen.
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Hebbet
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Wir stellten fest, dass das alte Salewa Sierra Leone aufgrund des Baumwoll-Innenzeltes erheblich wärmer konstruiert war .
Nun, im neuen Kunststoffgewebe, war es doch recht eisig. Die Vorteile des neuen Zeltes, bei gleichem Gewicht, überwiegen
diesem Nachteil allerdings. Das erheblich größere Platzangebot im Innenzelt und in den Apsiden lässt einen besser schlafen und packen.
Die Regenschutzleiste an den Reissverschlüssen des Außenzeltes ließ mich allerdings oft fluchen. Bei Nässe werden diese so liadrig,
dass sie sich immer im Zipper verfangen - quasi, man möchte dringend raus, aber es geht nicht, man benötigt dann Erfahrung oder
den anderen 2-Wege Zipper. Das Gestänge besteht eigentlich aus einemTeil!, dass sich aus dem üblichem Gestänge mit Gummischnüren
und einem Gelenk zusammensetzt.
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Die 2 am Laden der High Gate Farm
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Das kurze Quergestänge könnte als Rotor bzw. als Generator dienen - bei genügend Wind - ein Verbesserungsvorschlag den
Salewa annehmen könnte...
Am Morgen jedenfalls stoppte der Regen für ein paar Minuten so packten wir schnell
alles ein und latschten weiter mit dem Wind im Rücken.
Bei alten Ruinen - den berühmten Top Withins - pausierten wir und gelangten in die Nähe des Ponden Resorvoirs (Staudamm).
Hebbet hat sich wacker gehalten mit so einer Bronchitis. Besonders gut
tat die feuchte kalte Luft in der Nacht bestimmt nicht.
Ein Schild besagte, dass es
eine Jugendherberge in 3 Meilen Entfernung gäbe. Wir entschieden uns, dorthin zu gehen.
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Am Abend auf der Ostseite des
Dean Walshaw Staudammes
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Irgendwie stimmte das Landschaftsbild und der optische Standort nicht mehr mit der Karte überein. Der markierte Weg führte uns
über "stiles" (Stein- od. Mauertritte) nach unten in eine Bachschlucht. Ein totes Schaf lag dort herum. Ein Jäger mit umgehängter
Büchse wanderte am gegenüberliegenden Hang vorüber. Es war endlich wärmer. Wir stiegen aufwärts und gingen nach Osten oberhalb der
Südseite (?) des Ponden Reservoirs entlang - hier war ein Feldweg, später ein Pfad. Auf einem zugigen Aussichtspunkt fragte ich
einen Autofahrer der in seinem Auto saß nach den Orten hier in der Nähe.
Deren Namen ausgesprochen klang eben ziemlich anders als geschrieben, so hatte ich meine liebe Not damit
herauszufinden wo wir waren, zumal die genaue Karte im Buch schön länger aufgehört hatte zu helfen....
Nach Gefühl liefen wir weiter und fragten uns durch, wir gelangten nach Haworth, dem Ort der Jugendherberge. Wir latschen
durch dieses Städtchen im Nieselregen. Unendlich weit erschien es uns zuerst hinunter und dann wieder hoch
auf die andere Seite des Ortes zu gelangen. Die Herberge
war gut beheizt - mit Sofa im Foyer - leider war sie wegen Schulklassen ausgebucht. Der Rezeptionist war nett und versuchte zu
helfen, allerdings waren wir erstmal platt. Wir nahmen den Bus zurück zur Dorfmitte, wo es B+Bs gab. 65 Pfund, 90 Euro, fast überall
Ein altes Pärchen wollte etwas klären. So standen wir draußen im eisigen Wind mit Gepäck auf dem Rücken und warteten auf
irgendeine Information.