Reiseland:Island, Skogar-Landmannalaugar und weiter, Laugavegur, Südisland
Reiseart: Trekking 11 Tage,
Wann? 04.07.-19.07.2013
Wer? Herbert Kraus, Ralf Neumaier
Fotos? Hebbet, Ralf
Kamera: Canon PowerShot SX200 IS
Kurzbeschreibung: 11-Tage-Trek

Laugavegur, isländisch: "Weg der heißen Quellen"

Das waren die örtlichen Meilensteine der Tour: Reykjavik, Skogar, Fimmvörduhals.Pass, Pörsmörk, Langidalur, Emstrur, Hvanngil, Hrafntinnusker, Landmannalaugar, Landmannahellir, Afangagil, Rjupnavellir, Reykjavik

1. Etappe Skogar - Fimmvörðuháls (12 km)

Tourfoto 01
Alex-Guesthouse - der Zahnputzkönig zeigt sich am Fenster

Tourfoto 01
Start beim Edda-Hotel

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-Aufstieg - Hintergrund Skogar-Siedlung

Tourfoto 01
Haupthöhe erreicht

Tourfoto 01
Outside Schutzhütte Baldvínskálirt

Tourfoto 01
Inside Schutzhütte Baldvínskálir

Es war an der Zeit, das vor 3 Jahren Vorgenommene in Angriff zu nehmen. Hebbet und ich hatten beide die Chance 14 Tage für das Vorhaben freizunehmen. Die Tour nach Korsika und der Zug entlang des GR20 vertagten wir erstmal. Eigentlich war ich schon eingeschworen auf hohe Berge und Sonne satt, aber Island sollte seine zweite Chance bekommen. So bereiteten wir uns in unserer spärlichen Zeit nach Feierabend darauf vor. Nebenher fasste ich den Entschluss mir einen neuen Rucksach zuzulegen. Der gute 30 Jahre alte Lowe Patagonia hielt ja nur noch die Ausrüstung zusammen - gegen Nässe taugte er nichts bzw. hat er noch nie getaugt. Die Auswahl mehrer neuer Rucksäcke per Web mit anschließender Entscheidungsfindung zu Hause trug nicht gerade zur Beruhigung in den Nachtstunden vor der Reise bei. Und überhaupt war ein Begutachten der aktuellen Tragesysteme ganz interessant, aber auch zeitaufwändig. Die Foren im Web halfen nur teilweise weiter da ein Rucksack nicht jedem gleich gut passt. Platz eins belegte schließlich der Osprey Xenith 88 vor Lowes Cerro Torre TFX 75:94. Der Cerro Torre sah erheblich robuster aus und war mit dem modischen Schwarz zwar cool, jedoch machte ich mir Sorgen um den Verlauf der Schultergurte, die sehr nah am Hals entlang geführt werden, so entschied ich mich für den voluminösen Osprey mit 92 Litern. Platz hat man nie genug. Der Germanwingsflug von Stuttgart gewährte 23 kg pro Person somit war das Limit vorgegeben. Irgendwie schaffte wir es beide genau auf die 23 kg zu kommen wobei es immer noch etwas rätselhaft war, wie dies bei Hebbet zustande kam, da ich ja Zelt und die Hälfte der Abendmahlzeiten auf mein Gewichtskonto schreiben konnte..

Jedenfalls gab es ein paar Aufreger im Flughafen, wie die verlorengegangene Brille gegen den Wind und den vergessenen Ohrhörer, der für mich als Musikfan den Super-GAU abbildete. Für teures Geld erwarb ich im Stuttgarter Flughafen ein schlechtes Chinaprodukt, so dass ich im Keflaviker Flughafen noch einen Sony zusätzlich erwerben musste. Der Flug ging um 22 Uhr los und um 0 Uhr Ortszeit kamen wir an - es wuselte in dem Keflaviker Flughafen. Viele deutsche Ziele waren zu sehen - die Leute standen Schlange in den Gates und sie hatten alle einen Nachtflug vor sich. Klar, dass in deutschen Landen das Landen in der Nacht verboten ist, also wird die Zielankunft dort morgens in der Früh geplant. Vermutlich sind die Gebühren für die Billigflieger auch geringer.

Also kamen wir um Mitternacht an, holten unser Sperrgepäck (eigentlich nur ein Rucksack) und blickten auf die Schlange des einzig funktionierenden Geldautomaten. Gut, dass Hebbet Cash von Freunden besorgt hatte, die kurz vorher auf der Insel geurlaubt hatten. Wir ließen uns um 1 Uhr morgens im Nieselregen vom Alex-Shuttle-Bus abholen. Nach 5 Min.Fahrt standen wir an der Rezeption und warteten bis der Computer wieder funktionierte. Für 105 Euro hatte wir ein Blockhaus in einer Blockhaus-Siedlung. Die Behausung und die Stimmung waren gut nach dem mitgebrachten Begrüßungsdrink und das schlechte Wetter sahen wir quasi gar nicht mehr. Die Heizung bollerte. Fast der perfekte Start in die Dauerhelligkeit

Das Frühstück war gemütlich - wir hatten keine Eile. Riesige Islandfotos waren an den Wänden des Frühstückraumes aufgehängt. Das Shuttle brachte uns um 11:30 Uhr zum Airport wo wir den Flybus nach Reykjavik nehmen wollten. Der Busfahrplan ist seltsam: er hat riesige Zeitlöcher, man muss genau planen. Unser Bus am Busterminal in RVK (Reykjavik) sollte um 17 Uhr Richtung Vik gehen - aber noch waren wir im Flughafen. Am nun menschenleeren Bankautomaten des Flughafen tippte ich die PIN und kontrollierte die Quittung. Alles gut. Am nahen Busschalter war schnell klar, dass ich vergessen hatte am Automat die bestellten 60.000 Kronen (ca. 400 Euro) zu ziehen. Ich rannte mit meinen 28kg auf dem Rücken zurück - keiner da und Geld auch keins. Ein paar Leute latschten teilnahmslos an mir vorbei. Die Hoffnung wuchs, dass die Kronen vom Geldroboter wieder eingezogen worden waren - Ödi und Blödi! Um uns nicht ganz dumm aussehen zu lassen: Der Automat ist falsch konstruiert. Der Geldausgabeschlitz ist sehr tief unten platziert und gerät somit komplett aus dem Gesichtsfeld... man sieht also nicht, dass sich einem Geld entgegenschiebt, so wie es bei den in Deutschland bekannten Geldautomaten der Fall ist. Also hatte ich den nächsten Aufreger. Wer hätte gedacht, dass im Land der Hünen die Geldausgabe an Maschinen auf Kniehöhe von Pygmäen erfolgen würde!
Auf die Kredit-Karte war vorerst kein Geld zu holen, wie ich betrübt feststellen musste. Indiz, dass jemand anders das Geld genommen hatte? Die andere Karte ließ Geld sprudeln, so waren wir für das isländische Hinterland gewappnet. Der letzte Bus vorm Mittagsloch des Fahrplans stand bereit und wir kamen rennend gerade noch mit. Sonst wäre es knapp geworden am selben Tag noch nach Skogar zu gelangen.
Am BSI-Terminal empfohl uns Anna, eine Mitarbeiterin von Reykjavik-Exkursions (REX), den Hiking-Pass zu nehmen, d.h. man fährt in die südlichen Berge und fährt an anderer oder gleicher Stelle wieder zurück. Sie sprach super deutsch und versuchte telefonisch mit der Bank die Sache mit dem Geldautomaten zu regeln. Kein Anruf bis Montag würde bedeuten, dass eine Rückbuchung erfolgen würde. Mehr zu klären ging nicht. Wir gaben für 500 Kronen (ca. 3 Euro) unsere Rucksack im Terminal ab und latschten noch etwas durch Downtown - bei Nieselregen und ca. 10°C. Naja, nicht gerade einladend zum Start. Wir suchten unser cooles Cafe an der Lauravegur - vorbei, es war für immer dicht - schade. Bei einem Asiaten bestellte ich Suppe, aber das war fast pures Wasser + Gras, also nichts. Immerhin gibts fast überall Wasserbehälter an Islands Tresen, also auch bei kleinen Schnellrestaurants. Sogar dort ist es üblich mit Kreditkarte zu bezahlen. Jedenfalls ließ ich das Essen zurückgehen und wir holten 2 Sandwiches am Busterminal und stiegen ein.
Trüber gehts nicht mehr.

Wir hatten die REX-Tour nach Skogar gewählt und ein Wanderticket gelöst, d.h. einfache Fahrt nach Südisland und vom Landesinnern nach RVK zurück oder anders herum. Das ganze mit offenem Datum - super Sache. Hebbet hatte an der Tankstelle gegenüber des Busterminals Benzin geholt - so benötigen wir nur noch Wasser unterwegs um gesittet überleben zu können. Der Bus fuhr halbvoll los und schon lief über Lautsprecher ein Band das auf Englisch die Sehenswürdigkeiten erläuterte die wir gerade in strömendem Regen passierten. Bekannte Orte die wir vor 3 Jahren besucht hatten zogen an uns vorbei. Bei Hvellsvollur hielt der Bus an einer Raststation an und der Busfahrer begann sofort Lebensmittel und anderes Zeug in einen anderen Bus umzuladen. Es war der geländegängige Bus nach Pörsmörk in dem Freaks sich eine gute Zeit machten und unabhängig des fiesen Wetters klatschnass vom Bus in das flache Gebäude hin- und her wechselten. Die Geländebusse haben mehr Bodenabstand und können somit tiefere Furten queren. Ich rätselte, ob dabei das Gepäck in den Fächern trocken bleiben würde - geistigen Auges sah ich nasse Daunenschlafsäcke. Der Busfahrer hatte die Türen während der Pause offengelassen - es zog jämmerlich und draußen flog der Regen waagerecht übers Land. Alle waren froh, als es weiterging. Bei Halt am Seljandsfloss war das Wetter immer noch sehr unwirtlich - der Busfahrer hielt am Parkplatz des Wasserfalls und fragte wer aussteigen möchte - eher eine rhethorische Frage - keiner wagte es bei diesem tobenden Wind und Starkregen aus zusteigen. Also ging es gleich weiter nach Skogar. Zwei Frauen aus Balingen sagten uns, dass sie die gleiche Tour wie wir machen werden, jedoch mit Hütten. Sie hatten zuerst das Edda-Hotel gebucht - in Skogar. Am Campingplatz in Skogar standen nur 2 Zelte die dem Sturm trotzten. Die armen jungen Inder die mit uns ausgestiegen waren hatten eine schlechte Ausrüstung und standen unschlüssig herum wie wir und überlegten was zu tun sei.
Hebbet und ich gingen in die nahe Juhe und fragten nach Unterkunft - dort ging gar nix weil komplett belegt - Hauptsaison. Wir ließen im Edda anrufen - dort war noch Platz - wir reservierten gleich und gingen die 10 Min. die Straße entlang, dabei erprobten wir gleich unsere Ausrüstung bei Regen und Wind. Im Edda checkten wir für den Herbergsbereich ein und machten es uns auf dem Zimmer gemütlich, während draußen der Bär tobte. Ich kochte mit Hebbets-Benzinkocher auf dem Balkon der Dusche die erste Mahlzeit - der MSR hat eine gehörige Lautstärke aber bollert gut. Mir schwante Übles, als ich mir stille Zeltplätze um Berghütten vorstellte die da kommen sollten. Das Essen war gut und draußen blies der Wind den Regen vor sich her.

Tag 1:
Am nächsten Morgen gab es im Hauptgebäude ein super Frühstücksbuffet. Man musste nur überlegen, ob man für den kurzen Fußweg vom Herbergsbereich zum Hauptbereich eine Regenhose anlegen sollte. Aber das Buffet war üppig und es gab Bio-Waren und sogar warme Waffeln die man selbst im Waffeleisen zubereiten konnte wenn man wollte. Ein riesiges Gemälde hing an der Stirnseite des Frühstücksaals, so dass man sich nur wundern konnte wie dieses monströse Kunstwerk hier hinein gelangen konnte. Möglicherweise ist das Haus um das Gemälde herum gebaut worden...

Wir entschlossen uns nicht den 2km langen Umweg zum Wasserfall zu nehmen, sondern einen Fahrweg von unserem Weiler ausgehend für den Aufstieg vorzuziehen. Laut Karte war diese Route nicht so steil und später auf der Höhe sollte sie sowieso auf den Fußweg stoßen. Außerdem hatten wir den anderen Weg schon vor 3 Jahren kennen gelernt. Nur 2 Mountainbiker schafften sich mit uns den Berg hoch. Die Landschaft wurde immer karger. Immerhin schien die Sonne und wir hatten den Wind im Rücken. Der blies immer stärker - irgendwann hatten wir die Ausrüstung fürs Regenprogramm angelegt. Handschuhe waren wichtig bei dem kalten Wind. Die 28kg Startgewicht machten sich bald zu spüren. Nach ca. 2h stiegen wir an einem Wasserfall aus dem Wind und kauerten uns hinter einen Felsvorsprung. Erste Pause im Nieselregen. Wir latschen weiter und hatten die erste Höhe genommen. Ein Fluss versperrte den Weg - eine vage Brückenkonstruktion half uns das Hindernis zu überqueren. Ein deutsches junges Wanderpärchen traute unserem erfahrenem Aussehen und unserer Einschätzung zum Weg und folgte uns. Man musste aufpassen. Nach der Brücke gab es 2 Möglichkeiten um bis zur Biwakschachtel zu gelangen. Der linke rote Pfad war abseits der Hauptroute - wir folgten der blauen Wegmarkierung - mit dem schweren Gepäck wollten wir keine Experimente eingehen. Das Wetter wurde schlechter - Sicht nur noch 100 Meter und Nieselregen. Zweite Pause. Irgendwann tauchten 2 zeltähnliche, d.h. Dreiecksgebilde vor uns auf. Es stürmte, es war Abend. Vier junge Österreicher kamen mit Gepäck vom Inneren des Hauses auf die Veranda und klagten über die letzte Nacht und den Tag, an dem man nichts unternehmen konnte. Sie meinten, dass der rote Weg war mit Kletterpassagen gespickt und gefährlich gewesen sei - gut, dass wir diesen Weg nicht genommen hatten. In der Dreiecks- Behausung war nicht viel los. Eine deutsche Familie mit 2 Buben und das deutsche Pärchen (oder auch nicht) sowie zwei Italiener. Matratzen im oberen Teil gab es genug. Wir überlegten, ob wir bleiben sollten. Die Gegend um die Hütte war felsig und flach, trostlos und karg und sehr windausgesetzt, so dass keine sichere Stelle für das Zelt zu finden war. Die zerfallene erstgebaute und erheblich ältere Dreieckshütte war keine Option.
Schneefelder hier in ca. 1000m Höhe gab es um die Hütte, so dass die Wasserversorgung gesichert war. Also blieben wir und Hebbet mühte sich auf der Ostseite der Hütte den Benziner zu betreiben - durch ein Guckloch reichte er mir dann das heiße Wasser in die Hütte. Die anderen konnten innen kochen, da sie Gaskocher dabei hatten. Die Hütte war neu und einigermaßen gut in Schuss. Es gab Stühle und Tische und einen langen Edelstahlspültisch ohne Wasser.
Die Italiener mit Ihrer Kameraausrüstung machten sich auf den Weg irgendwohin - sie sprachen kein Englisch und so wusste keiner wie sie tickten - im Nachhinein hätten wir sie zum Bleiben überreden sollen, da das Wetter enorm schlechter werden sollte.
Noch zwei Deutsche, Vater und Sohn (23+48), kamen zu unserer Zwangsgemeinschaft. Die beiden hatten Probleme mit ihrem nagelneuen MSR Dragonfly-Kocher, so half ihnen Hebbet draußen im Sturm in die Gänge. Deren Benzin fing einfach kein Feuer - vermutlich zu kalt? Nach ewigem Hin- und Her gelang es das Wasser zu kochen - und Hebbet kam mit kalten Händen zurück in die Bude - der arme. Die Familie hatte sich in den oberen Stock aufs Matratzenlager verabschiedet und die nassen Klamotten auf dem Tisch ausgebreitet. Alles Armeesachen in Tarnfarben - billig aussehend. Das war nicht gerade vertrauenserweckend. Die Buben, ca. 14 und 16 Jahre alt, hatten nicht geklagt, sahen aber auch nicht glücklich aus. Beim Trinken leckte die Flasche und triefte auf die zu trocknende Kleidung - oje! Die Familie hatte tagsüber probiert weiter nach Norden Richtung Pörsmörk zu gelangen, aber sie waren ob des schlechten Wetters wieder umgedreht, da zu gefährlich. Wir quatschten noch etwas mit den anderen und zogen uns zurück. In der Nacht tobte der Sturm dermaßen, dass die ganze Hütte schaukelte und ich mir etwas Sorgen machte - aber sie hielt.

1. Etappe Skogar - Fimmvörðuháls
2.Etappe: Fimmvörðuháls - Þórsmörk
Tagestour im Pörsmörk
3. Etappe Þórsmörk - Botnar
4. Etappe Botnar - Hvanngil
5. Etappe Hvanngil - Álftavatn - Hrafntinnusker
6. Etappe Etappe Hrafntinnusker - Landmannalaugar
Tagestour um Landmannalaugar
Landmannalaugar - Landmannahellir
Landmannahellir - Afangagil
Afangagil - Rjupnavellir - RVK
Reykjavik Tag und Abend

Youtube: Hebbe isch scho wieder auf Island





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